Furchtbare Kälte und traumhafte Natur
Nach 5 Tagen in der Wildnis bin ich wieder zurück. Und erneut (auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen) war es atemberaubend. Und dabei hielt der berühmt berüchtigte W-Trek in Torres del Paine, dem Nationalpark im Süden des Chilenischen Patagoniens, so einiges für mich bereit. Genauer gesagt so ziemlich alles... Alles, außer die wundervolle Aussicht auf die Torres, die Ehrfurcht-einflössenden Türme im Felsmassiv, die dem Park seinen Namen geben. Im dichten Schneetreiben des letzten Tages war es nämlich kaum möglich, mehr zu erkennen, als die paar Meter Pfad vor seinen Füßen. Doch der Reihe nach...
Die Vorbereitungen laufen alles andere als geplant. Statt die Nächte in den Herbergen des Parks zu verbringen und auch dort meine Nahrungsmittel zu kaufen, muss ich feststellen, dass am 1. Mai alles schliesst. Nebensaison nennt sich so was und bei den wenigen Verrückten, die den Trek auch im Winter laufen wollen, lohnt es sich einfach nicht, die Refugios (spanisch für Herberge) geöffnet zu lassen. Also heißt es umzukehren und das ganze abzublasen oder einfach auf die Zähne beißen und die 5 tägige Tour mit Zelt, Schlafsack und Selbstverpflegung durchzuziehen. Meine Wahl lautet ganz klar: ich geh campen! (Es gibt im Park übrigens Pumas. Ein mulmiges Gefühl bleibt!)
Am ersten Tag geht's direkt knackig los. Nach einer Fahrt mit dem Katamaran begebe ich mich auf den Weg zum Glaciar Grey, dem grauen Gletscher (Fotos 10&11). Der 11km lange Weg dorthin wird dabei zur ersten Herausforderung. Mit 25 Kilogramm auf den Schultern wandert es sich doch etwas anders. Aber klar: bei den ganzen Vorräten, die ich eingekauft hatte (ich wollte auf jeden Fall sicher gehen, dass ich auch heil wieder hier raus komme. Siehe Foto 1) muss man eben etwas schleppen. Dazu kommt ein fieser Gegenwind, der uns konstant mit 90 kmh ins Gesicht bläst (Foto 5). Uns? Mit mir machen sich an diesem Tag noch weitere fünf Waghalsige auf den Weg zum "Doppelten U". Und einer von ihnen, Daniel aus Buenos Aires (Foto 9) ist doch tatsächlich ohne Nahrungsmittel unterwegs! Anscheinend hat er sich genau bei den falschen Leuten Rat geholt. Na Gott sei dank hatte ich ja genug für zwei eingepackt.
In einer ersten sehr kalten Nacht neben der Gletscherzunge, merke ich, dass ich wohl doch besser einen wärmeren Schlafsack gemietet hätte. Zu spät... Ich komme fast nicht zum Schlafen. Immer wieder weckt mich das Zittern meines eigenen Körpers auf. Ich versuche notdürftig, meine erste Hilfe Decke im Schlafsack um mich zu wickeln. Ich bilde mir zumindest ein, dass es etwas bringt.
Tag zwei führt uns 18 Kilometer entlang verschiedener kleiner Gletscherseen zum Campamento Italiano. Dieses ist bereits komplett verlassen, bis auf die unzähligen Mäuse, die ständig versuchen, unsere Reserven anzuknabbern. Zwei hatten es nachts sogar in die Rucksäcke von Sam, Elan und Bernie aus den USA geschafft (die drei sind auf Foto 27 zu sehen). Danach lässt man sich das Essen gleich noch mehr schmecken! Als wir unsere Zelte aufschlagen wollen, bemerken wir, dass die Tür zur verlassenen Hütte der Parkranger nicht wirklich verschlossen ist. Dankend nehmen wir die Einladung an und haben eine etwas wärmere und angenehmere Ruhepause.
Alle, ausser mir. Auch die zweite Nacht sollte ich nicht viel zum Schlafen kommen. Ich hab mir wohl eine Lebensmittelvergiftung geholt und erspare euch jetzt hier die Details. Jedenfalls fühl ich mich am dritten Tag richtig elendig und kann die Wanderung nur sehr langsam fortsetzen. Wie gerufen kommt daher für mich die Nachricht, dass das Refugio am Mittelpunkt unseres Trips doch noch geöffnet ist!! Wahnsinnig gern zahl ich die 30 Dollar für ein richtiges Bett und eine heiße Dusche. Ein purer Luxus in diesem Moment und mein Körper kommt schnell wieder auf Touren!
Der vorletzte Tag beginnt mit Sonnenschein und fast tropischen Temperaturen um die 5 Grad Celsius! :) Entlang des Weges kämpft das Blau des Wassers mit den rötlichen Farben der herbstlichen Bäume um meine Aufmerksamkeit. Plötzlich taucht aus dem Nichts eine Herde Pferde auf. Um die Geschichte etwas aufzupeppen, beharre ich darauf, dass es Wildpferde sind (auch wenn mir mittlerweile andere wilde Theorien von Besitzern und so erzählt wurden. So ein Schmarn :) ). Sowieso sind jede Menge Vierbeiner im Park unterwegs. Füchse, Guanacas (das sind die Tiere, die so aussehen, wie Lamas ;-) ) und viele mehr (Fotos 18-22).
Gegen 16 Uhr kommen wir schließlich am letzten Camp der Tour an. Die letzte Bastion vor dem Ziel, weshalb wir alle hier sind: Den morgendlichen Farbwechsel der Torres zu bestaunen, wenn die aufgehende Sonne zuerst eine dunkle rote Färbung und später ein warmes Gelb auf die Felswände zaubert. Wir werden es letzten Endes nie zu sehen bekommen.
Denn plötzlich zieht sich der Himmel zusammen und es beginnt zu regnen. Im selben Moment kommt ein Ranger zu uns (nebenbei bemerkt der einzige, den wir im gesamten Park zu Gesicht bekommen!) und fragt, ob wir eine ältere Frau gesehen hätten, die wohl vermisst wird. Also machen wir uns in einsetzender Dämmerung mit Stirnleuchten bewaffnet auf die Suche nach ihr. Als es bereits stockduster ist, müssen wir einsehen, dass wir uns wohl nur noch selber verirren und geben enttäuscht auf (Wir erfahren später, dass die Dame nicht mal den Anstieg in Angriff genommen hatte und unten im Tal auf ihre Gruppe gewartet hat, ohne sich abzumelden. Na schönen Dank!).
Jetzt heißt es hoffen, dass sich das Wetter wieder bessert und wir die Torres wirklich sehen können. In einer letzten bitterkalten Nacht bemerke ich dann gegen 3 Uhr, dass das Geräusch der Regentropfen aufgehört hat. Klart es auf? Ich freue mich wie ein Schnitzel, nur um 3 Stunden später festzustellen, dass mein Zelt mit zehn Zentimeter Neuschnee eingedeckt wurde und es weiter ohne Pause dichten Pappschnee auf die Natur verteilt. Es hängen sogar Eiszapfen am Zelt (Foto 26)!! An den letzten Anstieg zu den Torres ist nicht zu denken. Man sieht wirklich nichts und der Weg ist nunmehr vereist und kaum mehr erkennbar (Fotos 25-30).
So geht es stattdessen durch eine traumhafte Winterlandschaft zurück zum Parkausgang. Immer wieder bleiben wir staunend stehen und genießen die weiße Natur. Traumhaft! So bin ich gleich gar nicht mehr so traurig ob der verpassten Torres! Nach 5 Tagen Wanderung und 70 zurückgelegten Kilometern geht es also wieder zurück in die Zivilisation. Ein wirklich schöner, wenn auch fordernder Ausflug war's!
Terrible cold and beautiful nature
After 5 days in the wilderness I'm back in civilisation. And again (being aware of repeating myself over and over again in this Blog) it was incredible! The famous W-Trek in the Torres del Paine National Park had a lot to offer. Almost everything I could ask for... everything except the Torres, the gigantic rock-towers that give the park its name. The last day the snow storm was just too strong to see anything except your own feet and 2 meters of path in front of you. But step by step...
My preparations go as bad as they could probably go. First, they tell me, that all the refugios are apparently closing on may 1st. So my plan to sleep in these refugios and get also my food there is ruined. This is called Off-Season. Nice! So there are basically two options: turn around and go home or do the 5 day trip on your own with a tent, sleeping bag and tons of food that you bring yourself. I go for the latter! (knowing that there are pumas in the park doesn't make me feel saver...)
The first day starts directly in a rough way. After a boat ride with a catamaran I head towards the Glacier Grey. The 11 km path towards this ancient witness of history is really hard. Especially because I have around 25 kg on my Shoulders and a huge part of it is just food (see picture 1). But I just didn't want to run the risk of running out of food at some point of the W. Together with the weight, we face a strong 90 kph headwind that makes it nearly impossible to take a sharp photo at some points of the day (picture 5). We? Another 5 reckless hikers start the trip together with me. And believe it or not, one of them, Daniel from Buenos Aires (picture 9) is walking without any food, as someone told him, that the refugios would still be open. Now it already pays off, that I brought so much food.
Already the first night I notice that the sleeping bag that I rented is definitely too thin! F***! Now it's too late and I'm shivering like a frozen chicken (do frozen chicken really shiver?). I can barely sleep that night and try to use my first aid isolation-blanket as another layer to keep me warm. At least I can lie to myself, that it should work...
Day two leads us 18 km further east along many glacier lakes towards Campamento Italiano. This campsite has been already abandoned, except for the many many mice that try to steal our food. Two of those little suckers made it indeed into the backpacks of Sam, Elan and Bernie from the US (you can see the three in picture 27). Now we enjoy our food twice as much! Yummy! When we try to pitch our tents, we notice, that the door of the ranger station is indeed not really locked. We kindly accept the offer and have a decent rest that night.
All of us? No! Of course, I had to get food poisoning that night! Yet another night of barely any sleep at all. (I won't go into details here.. :-) ). Anyhow, I feel terribly weak the third day and can continue the trip only really slowly. As if someone would have known about my misery, that third night we find out that the refugio at this part of the park is still open! With pleasure I pay the 30 US$ to get a warm bed and a hot shower and I get feel better immediately!
The before last day starts with sunshine and almost tropical temperatures around 5 degrees Celsius! Along the way, the red and orange Autumn leaves fight for my attention against the blue turquoise water of the glacier lakes. All of a sudden a herd of wild horses cross our way. (just to make this story better I insist on that they are wild horses, even if people told me about their crazy theories of tamed horses and owners and so on... ;-) ). In general, there are many different wild species in that region. Foxes, Guanacas (those Llama-looking like animals) and many more (pictures 18-22) cross our path.
Around 4 pm, we arrive at the last camp of our trip. The last stop before the mystique mountains, the towers, the gigantic Torres del Paine. The reason, we camp here is fairly simple: on clear mornings, you can see the changing of the colours at the rocks, when the first sunlight covers the mountains in red and later orange light. We will never see it...
Suddenly the sky turns grey and it starts to rain. Dammit! The very same moment, a ranger appears (by the way the only one, we see in the whole park!)and asks us, if we had seen an elderly woman. She is apparently missing. So we decide to join the searching team and head out armed with our head lamps. When it finally gets too dark and the risk of getting lost is already bigger then finding anything in that dark night, we turn disappointed back to our camp. (UPDATE: we find out later, that the lady didn't even leave the place where her group started without giving advice to anyone! Well done, mam! Well, at least, no one was hurt.).
Now we can only hope, that the weather changes until sunrise. Around 3 am in yet another bitterly cold night I can't hear the raindrops anymore on my tent. Yes! Well, I guess, I got happy too early. In fact, it didn't stop, but the rain just turned into snow. When I open my tent around 6, it is already covered in a huge layer of the white powder. There are even icicles on my tent (picture 26)!!! There is no way, that we can try to climb up the last part. You can't just see anything and the path is covered in snow and ice. So we turn around and head towards the exit of the park and pass by an amazing white winter wonderland (pictures 25-30).
Having this gorgeous spectacle in front of my eyes makes me feel directly less sad about missing the Torres. After 5 days and more than 70 km we take a bus back into civilization. It has been a really demanding but nice trip!