24.09.2013

Day 21 - 556,26 miles - Yachats (Oregon)


Regen, Gegenwind, Kälte

Soviel vorweg:  das Wetter in Oregon zeigt sich wirklich nicht von seiner guten Seite. Die letzten Tage waren wirklich furchtbar, und das ganze wirkt sich wirklich schnell auf die Motivation aus. Immer wieder frage ich mich, wieso ich hier eigentlich bei 10 °C und halb durchgefrorenen Füßen durch die Pampa fahre. Und wieso dieses verdammte Wetter nicht endlich mal besser wird! Doch ich habe auch gelernt, dass mir diese Tour aufgrund ihrer Länge auch die Freiheit gibt, wann immer es düster aussieht, eine Auszeit zu nehmen. Die bisherigen Tage im, Regen reichen und wenn es mir irgendwo gefällt und der kommende Tag außer Regen nicht viel verspricht, dann bleibe ich eben, wo ich bin. Who cares? 
Aber auch hier: Was ist bisher eigentlich passiert?
Donnerstag nutze ich, um einen Trip nach Portland zu machen. Es ist der letzte sonnige Tag und ich fahre mit dem Bus in die Stadt, um mit Jill (Noras Schwester) einen tollen Tag zu verbringen. Abgesehen davon, dass ich eine völlig überteuerte Prepaid Karte erstehe, die - wie sich später herausstellt - entlang der Küste keinen Netzempfang haben sollte (Danke Simple Mobile!!!), genieße ich das Gefühl der Stadt und Abends dann die Präsentation eines Buches mit dem Titel "Slow is Fast". Drei Kalifornier, die ihre Radtour entlang der Westcoast mit spektakulären Bildern zu einem Film und Buch zusammengefasst haben, lassen mich schon mal ein paar Wochen in die Zukunft blicken. Danke Jill für diese spontane Idee!
Freitag kommt dann der große Wetterumschwung und die Vorhersagen für die kommenden Tage lässt nichts gutes vermuten. Shane, ein Amerikaner mit gleicher Route, und ich versuchen uns nun also gemeinsam Stück für Stück die Küste nach unten zu bewegen, wann immer das Wetter es zulässt. Am Samstag passieren wir dann die atemberaubenden Strände von Cannon Beach (siehe Fotos) und wir schaffen es dann tatsächlich noch fast trocken nach Bay City zu Dee und Mark, die uns direkt zu einem Blues-Festival entführen und uns regelrecht zwingen, den Sonntag auch bei ihnen zu verbringen, da Sturm, Gegenwind mit bis zu 80 km/h Windgeschwindigkeit und Regen angesagt sind. Gute Entscheidung! Dort treffen wir auch auf Javier und Tony, die die Strecke in die entgegengesetzte Richtung fahren. Also heißt es, gute Infos und Tipps zu erfragen für die kommenden Tage.
Der Beginn der neuen Woche unterscheidet sich dann nicht wirklich vom Ende der vergangenen. Es regnet. Es ist kalt. Der Wind kommt aus dem Süden. Alles könnte irgendwie besser sein. Nach dem Mittag und dem Anstieg eines langen Berges wird mir der ganze Spaß aber zu viel. Als ich fast nichts mehr durch meine Brille erkennen kann, steige ich vom Rad und warte in einer Poststelle auf Wetterbesserung. Nur kommt die nicht. Und je länger ich dort stehe, desto mehr kühle ich aus und desto mehr verzögert sich meine Ankunft am Tagesziel in Lincoln Beach. Denn das einzige, was jetzt noch schlimmer sein könnte, wäre einsetzende Dunkelheit. Also setze ich mich nach 45 Minuten Wartezeit wieder aufs Rad und kämpfe mich gegen die Natur zu meinem Ziel. Die meiste Zeit bin ich damit beschäftigt, die Gischt von meiner Radbrille zu wischen, um Hindernisse zu erkennen. Zudem versuche ich immer wieder, meine Zehen in den nassen Radschuhen zu bewegen, um sie etwas zu erwärmen. 
In Lincoln City habe ich dann auch tatsächlich meine erste wirkliche Schrecksekunde. Plötzlich knallt es hinter mir und ich werde schlagartig langsamer! Was war geschehen? Zwei Schrauben an meinem Gepäckträger waren anscheinend nicht wirklich fest angezogen und so hatte sich dieser mitsamt der Taschen und dem Zelt selbstständig gemacht und fiel einfach hinten runter. Das Hinterherschleifen war sicher auch nicht gut für die Radtaschen - ein paar kleinere Löcher zieren jetzt leider deren Boden. Aber glücklicherweise ist nichts weiter richtig kaputt gegangen und mit meinem Multi-Tool kann ich den Gepäckträger auch schnell wieder anbringen und mit all meiner Kraft ziehe ich die Schrauben wieder fest. Wenn sowas in einer Kurve passiert wäre, säße ich sicher nicht mehr auf dem Rad. Glück im Ungkück schätze ich mal. Nach 10 Minuten Boxenstop setze ich mich wieder aufs Rad und schaffe es noch vor der Dämmerung nach Lincoln Beach. Sharon wartete auch schon und gibt mir nicht nur die Gelegenheit, meine Sachen zu trocknen, sondern hat sogar schon das Abendessen vorbereitet! Grandios. Danke dafür! Und wie das Schicksaal es so will, hört es auch noch auf zu regnen und sogar ein Spaziergang am Strand ist noch drin. Unfassbar...
Wer jetzt aber denkt, das Wetter hätte sich beruhigt, der kennt Oregon anscheinend nicht. Dienstag beginnt im alt gewohnten Bild. Grau, Regen, Wind. Aber habe ich eine Wahl? Ich setze mich also wieder aufs Rad und sehne mich nach Sonnenschein. Noch vor dem Mittag bin ich wieder durchgefroren und beschließe, im Radladen in Newport ein bisschen in meine Sicherheit zu investieren. Ein Helm-Rückspiegel verunstaltet jetzt also mein Aussehen, macht die Fahrt entlang der Standspur des Highway 101 aber viel angenehmer. Jetzt kann ich mich also wieder auf den Kampf mit dem Wetter konzentrieren. Nice! 
Als ich am späten Nachmittag in Yachats bei Brian ankomme, schwöre ich mir, dass ich ab jetzt bei richtig schlechtem Wetter nicht mehr fahren werde. Warum auch? Zeitdruck habe ich nicht und wirklich genießen kann man die Fahrt auch nicht, wenn man viel mehr damit beschäftigt ist, seine Zehen wieder warm zu bekommen. "Slow is Fast" eben... 
Damit ihr mich aber auch nicht komplett falsch versteht: die Küste Oregons ist abgesehen vom Wetter wirklich atemberaubend! Immer wieder muss ich anhalten und Fotos schießen. Ein paar Aufnahmen der felsigen Strände und der wundervollen Wälder entlang des Pazifiks seht ihr in den Fotos. 

Rain, wind, cold

Some thoughts in advance:  the weather in Oregon does really not try to charm me! The last days have been horrible and this really affects your motivation. Over and over again, I'm asking myself, why I am doing all this with 10 °C and almost frozen feet. And why this awful weather isn't getting any better! But I also learned, that this tour - because of its length - also allows me to have the liberty to decide whenever I want to take a day off and just have a rest instead. The rainy days so far are enough for me and wherever I like it, I just stay, and leave the storms passing by. Who cares?
But what happened so far?
Thursday I'm making use of the close distance between Seaside and Portland. So I'm heading on a Bus to spend a day in the city together with Jill (Nora's sister). Actually the last day of summer. Apart of buying a totally overpriced prepaid sim card (that wouldn't get signal all along the coast, as I had to find out later), I enjoyed the feeling of the city and the presentation of a book named "Slow is Fast". Three guys from California, that documented their cycling tour with a nice book and an even nicer movie with great pictures. For me a good opportunity to look some weeks in the future. Thank You Jill for this spontaneous idea!
On Friday, unfortunately the weather changes. And also the predictions for the next days don't look very promising. Shane, an American with the same route, and myself now try to make the way step by step down the coast together, whenever the weather allows it. On Saturday we pass the breathtaking beaches of Cannon Beach (see pictures) and we really make it to Mark and Dee's place in Bay City. The two totally generous and open minded hosts not only take us to a Blues Festival, but also force us to spend another day with them. Considering the storm forecast for Sunday, not a bad idea. We will not complain. :)
At their place we also meet Javier and Tony. They were coming from the opposite direction, so it's a nice possibility for us to ask questions regarding the route and listen to some interesting stories. 
The new week starts as the old one ended. It rains a lot. It's cold. We have strong headwind. Everything could be somehow better, right? After noon, the fun has an end for me as the rain becomes so strong that I cant really see anymore, whats on the road in front of me. And this just after a 5 Miles hill climb. I decide to stop and wait in a US postal office until the weather calms down a bit. Just that this does not happen. The longer I wait, the colder I get and the more my arrival will be delayed. The only thing that could be worse right now is riding in the dark and If I spend more time in this little post office, I won't be able to make it to my days destination in time! So I'm getting on my bike after 45 Minutes of  rest and fight again against the power of the nature. Most of the time I'm trying to clear up my glasses from the rain and try to move my toes so that they would not get colder. 
In Lincoln City I finally have my first real shocking moment. All of a sudden, I hear a loud sound behind me and I loose speed in a second. What had happened? Two bulls seem not to have been adjusted correctly and so my rear rack literally fell of with my panniers and the tent on it. Except for some small holes in them, nothing really break and fortunately I can continue my ride after fixing the rack and making sure that these two bulls are fastened as hell (thanks to my little multi tool!). If this would have happened in a corner, I might not be sitting on my bike right now. That's what I call a blessing in disguise. After this little terrifying moment I finally make it to Lincoln Beach, where Sharon is already waiting for me not just with a bed and the possibility to dry my stuff, but also with a nice dinner! Thank you Sharon! And even the weather calms down and leaves us the chance to have a nice walk along the beach. Unbelievable...
Who now thinks, that the climate might have changed, does not know Oregon. Tuesday starts with the same old picture: gray, rain, wind. But do I have a choice? So I'm back on my bike and desperately hope for sunshine and nice weather. Just before noon, I decide to invest some dollars in my own safety. A nice helmet-mirror now ruins my appearance but also makes my trip a lot safer.  No turning around anymore along the shoulders of the heavy traffic on the highway 101. So now I can again concentrate on the fight against the weather. Nice!
When I finally make it to Brian's place in Yachats I swear to myself that I'm not going to ride my bike whenever the weather predictions are as bad as they were the last days. What's the point of all this? I'm not in a rush and when you are just fighting with this rain, You are not even able to enjoy the beautiful coast and your ride. "Slow is fast", right? 
And just that You don't get a wrong picture here: The coast of Oregon, apart of the weather, is really beautiful! Again and again I have to stop in order to take a picture and enjoy the breathtaking beaches, the wild Pacific Ocean and the huge forests along the coast (look at the pictures).

4 Kommentare:

  1. hier zu hause ist es auch nicht besser auch total kalt und regen. wir vermissen dich und viele grüße von allen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    michelle+ family

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  2. wieder mal fantastische Postkartenfotos die du uns hier zeigst...der hammer!!! Und ich kann nur sagen: HALTE durch, es wird auch wieder besser. *knutsch* Die Franzi :-)

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    1. Franzi! Ich habe mich bereits als Postkatenfotofotograf beworben. Mal sehen, was draus wird. :) Danke für's Daumen drücken! Die Sonne ist zurück! :)

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  3. Die Bilder sind echt traumhaft! Bild 14 ist mein bisheriger Favorit... LG Franzi

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