Das neun tägige Intermezzo in San Francisco ist zu Ende und obwohl sich die Stadt ganz schön ins Zeug gelegt hat, mich zum verweilen zu bewegen, hat der Drang zur Weite gesiegt.
Am Dienstag geht es von der Linda Street und Martins Appartement (Foto 1) Richtung Half Moon Bay. Die Beine sind schneller wieder im Rhythmus als gedacht, nur die Motivation lässt noch stark zu wünschen übrig. Kein Wunder: dicker Nebel hat sich heute morgen entlang der Küste breit gemacht und erschwert uns das vorankommen. Unterstützt wird er von meinen Speichen. Diese geben nämlich gleich zu Beginn ein paar komische Gräusche von sich. Nach gefühlt 20 Versuchen finde ich schließlich den Übeltäter und merke, dass einige Speichen einfach keine wirkliche Spannung mehr haben. Also heißt es nachziehen. Ohne komische Geräusche geht es zum State Park und als wir vom Ranger die Info bekommen, dass es tatsächlich auch heiße Duschen gibt (das Buch sagte nur kaltes Wasser voraus) war die Freude umso größer. Wie schön, dass einen auch die einfachen Dinge noch glücklich machen. Warmes Wasser. Herrlich! :)
Der Mittwoch beginnt kalt. Nicht, weil es etwa plötzlich kälter wäre als sonst, sondern weil meine Isomatte anscheinend zu zeigen versucht, weshalb sie so günstig war. Und so verbringe ich die Nacht im Prinzip auf dem kalten Erdboden. Zumindest finde ich am Morgen das kleine Loch und Mary Annes Super Glue sei dank, kann ich die Isomatte - zumindest vorübergehend - wieder flicken.
Die Route führt uns weiterhin durch den Nebel der Pazifikküste gen Santa Cruz. Dort ergattern wir spontan einen Warmshower-Platz bei Karsten. Am Telefon sagt er spontan zu, weist uns darauf hin, dass er "evtl. nicht zu Hause sein wird, wir uns aber wie zu Hause fühlen sollen". Klingt doch super! Unsere Freude sollte nur von kurzer Dauer sein...
Als wir dort ankommen werden wir zunächst von seinen Mitbewohnern freundlich begrüßt und im Haus rumgeführt. Karsten war zu der Zeit wie angekündigt noch unterwegs. Die Belegung des Hauses macht es zwar unmöglich drinnen zu übernachten, aber die Zelte passen super in den Garten und Duschen/Kochen/E-Mails/ Routenplanung können wir bequem im Haus erledigen. Als ich gegen 22 Uhr gerade eine E-Mail abschicken will, kommt plötzlich Karsten, unser netter Gastgeber, nach Hause und schaut mich entsetzt an. Was ich denn im Haus machen würde und wieso wir nicht im Zelt draussen sind will er wissen. Jetzt versteh ich gar nichts mehr. Hatte er mir nicht am Telefon noch wörtlich gesagt, dass er möchte, dass wir uns wohlfühlen und uns wie zu Hause fühlen sollten?? Jetzt will er plötzlich, dass wir uns genauso wie zu Hause fühlen, nur halt im Garten. Unsere Sachen sollen wir doch auch aus dem Kühlschrank räumen und trotz der Tiere im Zelt lagern. Und die Toilette? Naja, es gäbe da ja auch Büsche im Garten... Ich frage mich bei seinen vielen Gesten und der passiven Art, mit der er uns rauszuschmeißen versucht, ob der Typ eigentlich noch alle beisammen hat? Wieso ist so jemand eigentlich bei Warmshowers. Bzw. wenn er nur Leute im Garten will, wieso sagt er dann, dass man sich wie zu Hause fühlen soll? Nun ja, diskutieren ist müßig und trotz seiner wirklich netten Mitbewohner beschließen wir, schnell ins Zelt und am nächsten Morgen genauso schnell raus aus Santa Cruz zu kommen.
Der nächste Stopp ist Monterey. Immer noch im Nebel, immer noch direkt an der Küste, immer noch ein ständiges auf und ab. Wir beschließen kurz nach Santa Cruz eine schnelle Mittagspause einzulegen. 20 Minuten, die es jedoch in sich haben sollten. Sage und schreibe sieben (!!!) Radreisende passieren uns in dieser kurzen Zeit. Wow! Und obgleich ich bisher keinen getroffen habe, der auch weiter nach Mexiko fahren will, sind es hier gleich drei, die auf unterschiedlichen Routen die Baja California entlang fahren wollen. Man ist also doch nicht allein. :) Auch am Tagesziel, dem Veteran Memorial Park finden sich 12 - 15 Radreisende mit ihren Zelten ein. Sogar Lichterketten hat jemand dabei. Schon irgendwie schön hier... Da regt man sich auch gar nicht mehr so sehr darüber auf, dass dieser State Park direkt auf dem Hügel eines viel zu steilen Berges liegt.
Ach ja, und nochwas: Mike und Tory, zwei der heutigen Mittagspausen-Gäste reisen doch tatsächlich mit Gitarre! (Foto 5) Es geht also doch! Spätestens in LA muss ich mir auch so was kleines zulegen!
Nach Monterey heißt es dann auch Abschied nehmen von gut ausgestatteten Supermärkten und den vielen kleinen Läden in den Städten. Für die nächsten 75 Meilen kommt erstmal (fast) gar nichts. Vollgepackt mit Pasta-Sides und jeder Menge Bagels passieren wir also das Schild (Foto 7), welches uns darauf aufmerksam macht, dass es die nächsten 74 Meilen auch richtig bergig wird (Foto 9). Super Motivationshilfe. Dafür entlohnt uns die Küste wieder mit atemberaubenden Panoramen und endlich auch wieder mit Sonne pur. Keine Spur mehr vom Nebel der ersten Tage nach San Francisco.
In Big Sur nutze ich dich Chance, ein paar Hikes zu den naheliegenden Wasserfällen zu machen und endlich auch meine Vorder- und Hintermäntel auszutauschen (Foto 18). Der Hinterreifen ist fast runtergefaren und der insgesamt 4. Platten soll mich wohl darauf hinweisen, dass es bald Zeit ist, in einen neuen Mantel zu investieren. Bis San Diego sollte es aber noch gehen... Und wie ihr in den Fotos auch sehen könnt, haben sich auch ein paar dicke Robben eingefunden, die uns in den letzten Tagen mit ihrem lustigen Geschrei entlang der Strecke begleitet haben...
Während wir so durch Big Sur fahren und die nach langer Zeit wiederkehrenden und uns mittlerweile vertrauten Redwoods genießen, denke ich auch viel an die Leipzig-Madrid Tour 2009. Irgendwie erinnert mich die Westküste doch stark an den damaligen Trip. Vom feuchten, eher kühleren Klima geht es Richtung Süden, die Natur ändert sich Stück für Stück und nach ein paar Wochen findet man sich in einer eher trockenen Gegend wieder, die aber keineswegs minder zu beeindrucken weiß. Deutschland, Frankreich und Spanien heißen hier Washington, Oregon und Kalifornien. Aber irgendwie kommt es einem das Gefühl doch erstaunlich vertraut vor.
Back on the Road
The nine day break in San Francisco has come to an end and even if the city tried its best to convince me to stay, the desire to discover wins once again.
On Tuesday we ride from Linda Street, where Martins apartment is (photo 1), towards Half Moon Bay. My legs find their rhythm faster than expected but the motivation could be better. But no wonder, dense fog has silently spread out over the night and is now accompanying us along the coastline. Also my spokes try to ruin our first day back on the road as they continuously make a weird sound. After round about 20 attempts I finally find the reason for the sound. Some of the spokes just don't have tenseness anymore. After another short stop of fixing these issues, we finally roll into the tonights State Park and are told by the ranger that they of course have warm showers (our book told us they won't have hot water). You can't believe how happy we were. Wonderful how such small things become big for you and make you happy. Hot water. Wonderful! :)
Wednesday begins cold. Not, because all of a sudden the climate might have changed, but because my sleeping pad is apparently telling me, why it only costed so little. Without air, I'm basically spending the night on the cold ground. At least I am able to find the little hole in the morning and with Mary Anne's super glue I can also fix it (for now).
The route leads us to Santa Cruz as we are still riding in the middle of dense fog. In Santa Cruz we are lucky to find a last minute Warmshower host. Karsten accepts us spontaneously after a short phone call. He might not be at home, but we are supposed to make ourselves at home and be comfortable at his place. That was literally what he said to me. Our excitement wasn't to last for long....
When we arrive at his place, his friendly roommates open the door, show us around and make sure, that we get everything we needed for a shower, cooking and some internet stuff such as route planning and emailing. The house is full of people, so we pitch our tents in the garden and enjoy the hospitality until we go to bed.... That was at least the plan. When I was just about to send a last E-Mail around 10pm, he finally gets home and seems very surprised. What I was doing inside the house, he wants to know. And why am I not outside in my tent? "What the hell..." is the first thing that I can think about... Didn't he tell me to make ourselves at home and to feel comfortable?? Now I am totally lost. What is this guy expecting us to do? He asks me to get our stuff out of the fridge and - regardless of the raccoons outside - leave it in our tents. When I ask him, if we at least could use the bathroom, he just answers that there are plenty of bushes outside. What a heck of a host. Why is this guy on Warmshowers at all? Well, after such a nice bounce in the middle of the night, we decide to get up early and leave Santa Cruz as fast as possible...
Our next stop is Monterey. Still dense fog, still along the coast, still very hilly. We decide to have a short early lunch break just after leaving Santa Cruz behind us. But these 20 minutes are really crazy. Not less than seven (!!!) touring cyclists pass us in this short time. Wow! And although I hadn't met a single person that will ride down to Mexico, today there are three among these seven people! I guess, I'm not alone. :) Also at the todays stage end, the Veteran Memorial State Park, we find 12 - 15 people with their bikes. Someone even brought a chain of lights to give our little cyclists party a nicer ambience. I even forget to complain about the fact that this State Park is located right on top of a hill. Exactly what You don't need at the end of a stage. A steep climb!
Ah, and something else: Mike and Tory, two of the today's lunch guests are really cycling with a backpack guitar! (photo 5). It is possible! In LA or San Diego I also have to get one of those small guitars!
After Monterey, we say goodbye to well equipped supermarkets and all those many little shops along the road. The next 75 miles, there will be basically nothing, except steep hills all over the place (photo 9). To pass this sign that tells you exactly what you don't want to see is not really a good help to motivate yourself. :) Full with pasta and rice sides and huge bags of bagels, we start this little trip through a part without cities, without even little villages, but with a gorgeous coastline and beautiful overviews. We also welcome back our disloyal friend the sun. No fog anymore and all of a sudden it is warm again!
In Big Sur, I appreciate an early stage finish to hike to some waterfalls close to the State Park and finally to swop my tires (photo 18). My rear tire has almost no profile left and the 4th flat tire might want to tell me that I should replace the tires soonish, but until San Diego they will get me for sure! And as you can see on the pictures, we also got some animals along the road that accompany us with their funny sound all day long...
While we are riding through Big Sur and are enjoying the Redwoods again, I also have to think a lot about my cross europe trip from Leipzig to Madrid back in 2009. Somehow the whole scenery reminds me a lot of this first trip together with Thomas. From the cold and wet climate I am heading south, passing a slightly dryer part and end up in the desert, where temperatures are high and the nature looks totally different. Nevertheless not less impressive. Germany, France and Spain are called Washington, Oregon and California here. But somehow, the feeling is the same and it feels very familiar.
Hi Mathias,
AntwortenLöschenjetzt habe ich es endlich geschafft, mal reinzuschauen - macht auf jeden Fall Lust auf mehr ;-) Werde im Laufe der Woche mal überlegen, die 9 km mit dem Rad zur Arbeit zurückzulegen :-) Bis bald und viele Grüße! Marko
Besser spät als nie Marko! :) Und die 9km sollten auf jedenfall machbar sein. Du brauchst nur das nötige schwere Gepäck um so richtig Spaß zu haben...
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