18.09.2013

Day 15 - 401,58 Miles - Seaside (Oregon)




Highway 101 - Endlich an der Westküste

Oregon! Die bisherige Bilanz in Zahlen: 0 Platten, 1 Rad, 2 Länder, 3 Bundesstaaten, 400 Meilen gefahren, 50 Meilen im Schnitt am Tag und alles läuft eigentlich rund. Die Strecke von Seattle nach Seaside (Oregon) ist eigentlich schnell zusammengefasst: unglaubliche Landschaften, abgelegene State Parks am Strand oder in den Wäldern und immernoch erstaunlich gutes Wetter (ich weiß, nicht den Tag vor dem Abend und so…) und die Beine haben sich mittlerweile auch an die Last gewöhnt. Zudem sei euch die Angst genommen, dass ich vor lauter Posts und Fotos hochladen nichts sehe. Keine Sorge: dies mach ich wirklich nur in den Auszeiten, wenn es (wie jetzt gerade) regnet und man sowieso nichts anderes machen kann. Aber nochmal Stück für Stück, es gibt ja doch einiges zu sehen und zu berichten... 
Der Weg aus Seattle raus nach Shelton führt mich am Sonntagmorgen an tausenden Football Fans vorbei, die bei ihren Tailgate-Parties den Saisonauftakt der Seahawks feiern. Ganz einfach ist das Manövrieren mit dem schwerfälligen Rad nicht, aber nach einer guten Stunde befinde ich mich auf der Fähre nach Southworth und von dort gehts über hügeliges Terrain direkt nach Shelton. Unterwegs zieht es plötzlich zu und ringsum wird meine Fahrt von wütenden Gewitterwolken begleitet aus denen es dann 30 Meilen vor meinem Tagesziel auch noch schüttet wie aus Eimern. Die Moral sinkt schnell gen Null und hätte ich da nicht mein Tagesziel und eine warme Dusche auf mich warten, würde ich wahrscheinlich jetzt einfach absteigen und mich irgendwo unterstellen. So fahre ich aber weiter und teste mal, ob meine neuen Radtaschen wirklich wasserdicht sind (um es vorweg zu nehmen: sind sie). Ich schaffe es dann reichlich spät nach Shelton und werde direkt zu einem Putlock mitgenommen, wo ca 20 wildgewordene Football-Fans das Spiel anschauen (Danke an Shalisa und Ryan für die Unterkunft und Verpflegung!). 
Am nächsten Tag nehme ich mir vor, endlich zur Küste zu gelangen und nehm dafür auch in Kauf, mit knapp 120 km eine lange und wieder reichlich wellige Etappe an einem Tag zu fahren. Das der Wind dazu noch genau aus der entgegengesetzten Richtung bläst war natürlich nicht eingeplant. Ich schaffe es aber irgendwie, mich entlang des Highway 101 zum Pazifik zu quälen und finde gegen 18:30 den Twin Harbor State Park. Natürlich ist seit dem 15. September Winter-Saison und keiner mehr anzutreffen. Heute ist, ach ja, der 16. September. Na sowas. Die Tatsache, dass ich niemanden fragen kann, wo ich mein Zelt aufstellen darf hat aber auch was gutes. Die erbetenen 12$ nur fürs Zelten kann ich leider nicht bezahlen, da nirgendwo jemand ist, der mir wechseln kann. Sollte wohl so sein. 
Reichlich gezeichnet vom Vortag beschließe ich, den nächsten Tag eher gemütlich anzugehen. Instant Kaffee, Nutella und Erdnussbutter mit Brot und eventuell etwas Obst (Fotos 5 und 6) . So sieht das wiederkehrende Bild zum Frühstück aus. Danach baue ich mein Zelt ab und bis es losgehen kann, ist es meist nach 10:00 Uhr. Naja, was solls, ich hab doch Zeit. So wie mir der Wind gestern das Leben schwer macht, schiebt er mich heute gen Süden. Schnell erreiche ich den Bush Pioneer State Park und wundere mich erneut, wieso kein Mensch hier ist. Nicht mal Camper. Einfach niemand! Das Wasser ist allerdings noch nicht abgedreht und so ist es doch eine ideale Einladung zum Zelten, Feuer machen und ich kann sogar etwas Gas vom Camping-Kocher sparen. 
Pünktlich zum Morgen verschwinden die nächtlichen Regenwolken wieder und die Sonne begrüßt mich mit warmen Grüßen. Schnell bin ich auf dem Rad und fahre entlang der Küste gen Oregon. Immer wieder fahren die langen Trucks mit den riesigen Baumstämmen an mir vorbei und die Fahrer und ich versuchen uns jedesmal so viel Platz wie möglich zu geben. Bisher klappt das auch ausgesprochen gut, wachsam muss man trotzdem sein. Zum Mittag baut sich dann in der Ferne das letzte Hinderniss des Tages auf. Die 6,5 km lange Brücke über den Columbia River. Ganz recht, das Wasser auf Foto 16 ist ein Fluss. Nach 10 Minuten auf der Brücke sehne ich die andere Seite herbei, aber irgendwie scheint sie nicht näher zu kommen. Zum Glück kommt der Wind nicht von der Seite. Also mach ich's einfach, wie in meinem Buch beschrieben: losfahren, so schnell reintreten wie möglich, nicht umdrehen, nicht anhalten und erst durchatmen, wenn man auf der anderen Seite in Astoria ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit hab ich es dann doch tatsächlich geschafft und fahre auf ruhigerem Terrain nach Seaside. Die Strecke heute verläuft übrigens parallel zum Lewis and Clark Trail. Die beiden Entdecker hatten hier 1806 die erste amerikanische Überlandexpedition zur Pazifikküste gewagt und hatten lustigerweise bis nach Seaside fahren müssen, um endlich das gewünschte Salz aus dem Meerwasser gewinnen zu können. Angekommen erwartet mich schon wieder ein grandioses Beispiel totaler Gastfreundschaft und unglaublichen Vertrauens. Neil hat mir nicht nur sein Gästezimmer bereitgestellt, sondern - da er nicht zu Hause ist, als ich ankomme - eine Beschreibung, wie ich ins Haus gelange und einen Kühlschrank voller erfrischender Getränke sowie alles, was man als Radreisender so braucht. Danke Neil!

PS: interessanter Fakt am Rande: ich stelle fest, dass die Standspuren Richtung Süden in Oregon breiter sind als die nach Norden, da viele Radfahrer wohl den selben Weg wie ich nehmen. Wer also auf die Idee kommt, das nachzumachen: immer nach unten fahren... ;)

Highway 101 - Finally at the west coast

Oregon. On the balance sheet so far: 0 flat tyres, 1 bicycle, 2 Countries, 3 States, 400 miles in total, 50 miles average per day and everything is just going well. The road from Seattle to Seaside (Oregon) can be summed up quite fast: beautiful landscapes, outlying state parks along the coast or in the forests, still exceptionally good weather (I know, don't count the chickens before...) and my legs kind of get used to their daily torture. And also don't worry about me posting and writing too much and forgetting to enjoy the moment: I only do this, when its raining (like right now) and there is nothing else to do. But step by step, there is still something to be told...
The way out of Seattle leads me along all these Tailgate-parties of the football fans celebrating the opening match of their Seahawks. It's not so easy to maneuver the heavy loaded bike out of the city, but after an hour of riding, I find myself on the ferry to Southworth. From there I am taking the direct and sometimes steep way to Shelton. All of a sudden its starting to thunder all around me and - of course - it also starts raining heavily. My motivation sinks fast and If there wasn't this destination today and the goal of making it to the nice and warm shower in Shelton and the put lock party, I guess I would have just stopped here and tried to find some cover. But I'm continuing and after another two hours in the rain I not only arrive at Ryan and Shalisas place (Thanks for the hospitality and the food!) but also find out, that my panniers are really water proof! 
The next day I'm trying to make it finally to the coast. The stage is long (74 miles) and steep and what I have to find out, also very windy. Strong wind. Headwind. Not good. Somehow I manage to make it to the Twin harbor State Park by 6:30 pm with heavily aching thighs but finally happy. But there were still some surprises to come. First of all, there was no one working there. Off season from September 15 onward. Today it's September 16. Of course! But having nobody to ask where to put my tent also means that there is no one to give me change, when I wanted to pay my 12$ for the night, right? I guess, this was meant to be then.
Strongly feeling what I did yesterday, I decide to take it easy the next day. Instant coffee, Nutella, Peanut Butter and Bread, if I have some, also fruits (pictures 5 and 6). That's how my usual breakfast looks like. Then I would usually disassemble my tent and until I can really head off, it"s normally around 10 am. Whatever, I got plenty of time. In the same way, the wind stopped me yesterday, it is supporting my ride towards the south. Quickly I'm in Bush Pioneer State Park and it appears, that except myself, there is no one else. Really no one. But there is still water to shower and even a place and wood to make a fire. What a nice invitation!
The next day, just right about in time, the sun is displacing the rain clouds while I'm having my breakfast. A short while later, I'm riding again on the road next to these huge trucks with the large tree trunks on it, always trying to give me enough space not to get run over by one of them. So far this really works out, but you better be cautious all time. Around noon, the last obstacle of the day is slowly appearing on the skyline and I can see it clearer and clearer as I'm coming closer. The 4 miles long Bridge over the Columbia river connecting Washington State and Oregon! And You are right: the water you are seeing on picture 16 is not the ocean, it is the Columbia River. After 10 minutes riding on the bridge, I wish to finally be on the other side, but it looks like I'm trapped. The end is really not coming closer. At least the wind is not blowing from the side! So I guess, I will just continue doing what they say in my book: start, pedal as fast as possible, no turning around, no stopping and first take a breath when you're on the other side. After the bridge crossing that felt like an eternity and a couple of miles more I am happy to be in Seaside (Oregon). By the way: The today's stage was leading me all along the Lewis and Clark trail. These two conquerors were the first Americans to cross the western portion of the United States back in 1806. And right here in Seaside, where I am now, they finally managed to get salt from the ocean water after their expedition. When I'm arriving, I am about to see another great example of generosity and trust in people. Neil, my next Warm-showers host did not only leave me his guest room, but also has no problem with me coming in, making myself a home without him even being here as he is kind of busy these days. And of course is the fridge full of refreshing beverages and I also find everything else a cyclist could probably ask for these days. Thanks Neil!

ps: fun fact of the day: in Oregon the shoulders heading south are broader that the ones for the opposite direction. So if anybody wants to do a similar trip. You better be heading south! ;)

7 Kommentare:

  1. Wow, wirklich eindrucksvoll was wir hier immer lesen dürfen... Pass weiter auf dich auf!
    LG Steffi

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  2. Have you named your bike yet?? :)

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  3. Allergrößtes Herzblatt, ich hoffe die Sonne scheint mittlerweile wieder und du bist wieder hoch motiviert. Denk an dich!!! *knutsch* Franzi :-)

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    1. Liebste Franzi,
      die Sonne scheint noch nicht wieder, ganz im Gegenteil, aber ich habe ein Dach überm Kopf und warte einfach ab :)

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Mit diesen grandiosen Bildern und Eindrücken musst du ein Buch von deiner Reise raus bringen! Ich habe jetzt schon Fernweh vom Lesen...

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