21.11.2013

Day 79 - 3406,5 km - San Quintin (Mexico)


¡Que bonito es Mexico!

Bisher habe ich die ganze Aufregung gut beiseite schieben können - es gab schließlich jede Menge zu tun und zu organisieren - aber so kurz vor dem Start und der Einreise nach Mexiko werde ich dann auch etwas nervös. Torii geht es genauso und wir wissen beide ja nicht wirklich, was uns erwarten würde. Der Start in das große Abenteuer misslingt uns zunächst total. Die frühe Fähre, die wir in San Diego nehmen wollen fährt ohne uns los, da Torii verschlafen hat. So warten Mary Anne und ich erstmal vergebens am Pier und versuchen den Kapitän zu überreden, noch etwas zu warten. Genau um 9:01 Uhr kommt Torii dann schließlich an, genau 60 Sekunden nach Abfahrt. Dramatisch ist das ganze nicht, aber wir wollten doch so schnell wie möglich über die Grenze kommen, denn dort soll laut Berichten anderer Reisenden das Chaos losgehen. Ok, eine andere Fähre soll wohl etwas weiter südlich in 20 Minuten ablegen und so düsen wir durch San Diego und erwischen sie tatsächlich noch. Der Rest des Weges bis zum Grenzübergang ist schnell hinter uns gebracht und nach 2 Stunden Fahrt befinden wir uns vor einem nicht gerade einladend aussehenden Metall-Drehtor (Foto 2), welches uns Einlass ins gelobte Land gewähren soll. Die Räder da durch zu bekommen war gar nicht mal so leicht. ;) An dieser Stelle heißt es auch Abschied nehmen von Mary Anne, die in den vergangenen Wochen meine Reisebegleiterin war.
Zu zweit geht es also weiter im Chaos durch Tijuana. Und jede Definition des Wortes Chaos trifft es eigentlich ziemlich genau. Überall laute Musik, verwinkelte Straßen, irreführende Beschilderungen und Müll an jeder Ecke zieren das Stadtbild. Wie kommen wir hier bloß wieder raus (Foto 3 und 4). Nach einem Blick auf die Karte entschließen wir uns für die - eigentlich für Fahrräder verbotene - Strecke über die Mautstraße. Dahin zu kommen fordert all unser fahrerisches Können und ein bisschen Mut. Ein paar Mal verfahren wir uns, doch schon bald gelangen wir auf eine Straße Richtung Pazifik. Dort soll auch die Mautstrecke losgehen. Nach ein paar Kilometern durch die Vororte von Tijuana finden wir schließlich ein Loch im Zaun (Foto 5), welches groß genug für uns und unsere Räder ist. Wir wuchten die Räder die Böschung hinauf und sind begeistert. Einigermaßen gute Straßenbeläge und sogar einen Standstreifen gibt es. Was will das Radlerherz mehr?
Kurz vor Rosarito, unserem Tagesziel verlassen wir die Mautstraße und fahren weiter durch urbane Gebiete. Leider kommt es auch zum ersten Zwischenfall (im wahrsten Sinne des Wortes), als ein Auto plötzlich ausschert. Torii versucht auszuweichen, berührt mein Hinterrad und stürzt. Doch Glück im Unglück: bis auf ein paar Schürfwunden geht's ihm gut und es kann gleich weitergehen. Trotzdem sind wir gewarnt und seither auch immer wachsam.
Die kommenden Tage sollten jedoch ein anderes Bild des Mexikanischen Verkehrs hinterlassen. Die Fahrt auf dem Highway 1 erweist sich als erstaunlich einfach, was den Verkehr angeht. Alle Fahrer geben uns hinreichend Platz, überholen nie in engen Kurven und ein informelles Hupen kündigt meist an, dass sie gleich überholen wollen. Wir bedanken uns mit einem freundlichen Winken und alle sind glücklich. Überhaupt habe ich sowieso das Gefühl, dass jeder hier in Mexiko lächelt und so viele Menschen winken am Straßenrand oder Hupen beim Vorbeifahren und zeigen uns, dass sie unsere Art zu reisen toll finden. Das tut gut und zaubert uns definitiv ein Lächeln aufs Gesicht, selbst in den Anstiegen. :)
Unsere Strecke führt uns konstant entlang des Highway 1 Richtung Süden durch Rosarito, Ensenada, San Vicente bis San Quintin. Da wir noch sehr nah an den USA sind, wirken die größeren Städten eher touristisch als Mexikanisch, je weiter wir uns jedoch von Tijuana entfernen, desto mehr tauchen wir ein in die Mexikanische Kultur. Statt Essen aus den Supermärkten halten wir nun an den zahlreichen Loncherias an und essen Tacos, Burritos, Tomales oder andere Köstlichkeiten - zum Bruchteil des Preises, den man vorher in den USA zahlen musste (Foto 16). Auch die Unterkunft-Situation ist bisher super: bevor es in die Wüste geht nutzen wir dreimal Warmshowers und verbringen die Nächte bei Roberto in Rosarito, bei Juan und Diane in Ensenada und bei Gabino und Lupita in San Quintin. Zudem haben alle reichlich gute Tipps für uns, was den weiteren Weg angeht. 
In San Vicente haben wir zunächst keine Unterkunft, beschließen aber einfach mal unserem Glück zu vertrauen. Also fahren wir zu Kirche und fragen die Schwestern, ob wir die Nacht im sicheren Quartier verbringen dürfen. Ohne zu zögern werden wir eingeladen und bekommen direkt einen Kaffee beim lokalen Treffen der anonymen Alkoholiker im Gemeindesaal. Dort haben wir alles was wir brauchen und bekommen am nächsten Morgen sogar Frühstück. Ich bin sichtbar beeindruckt von der Großzügigkeit. Wir haben sogar die Gelegenheit, den mexikanischen Unabhängigkeitstag mitzuerleben und werden von einem großen Umzug und lauter Musik geweckt (Fotos 17 bis 20). Wow!
Alle Schauermärchen und Sprüche, die wir vor der Einreise nach Mexiko immer wieder hören mussten (Es ist viel zu gefährlich; du wirst überall ausgeraubt etc.) erweisen sich bisher eher als rassistischer Einfluss der Medien auf die, die selber noch nie hier waren. Sicher muss man aufpassen, aber unser bisheriger Eindruck zeigt genau das Gegenteil. Viele bieten uns ihre Hilfe an oder freuen sich für uns. Unsicher fühle ich mich jedenfalls keineswegs. 
Morgen werden wir dann zum ersten Mal in den Genuss der Wüste kommen. Ich sage bewusst Genuss, da es wohl regnen soll. Und wann bekommt man schon mal die Möglichkeit, eine aufblühende Wüste hautnah zu erleben. Da nehmen wir auch gern in Kauf, durch Regen zu fahren. Die Dörfer werden dann auch zunehmend kleiner und zwischen den Ranchos können gut und gern mal 50 km liegen, ohne dass man eine Menschenseele sieht. Ich bin jedenfalls gespannt und freue mich auf die kommenden Tage!

¡Que bonito es Mexico!

Until now, I was able to push away the nervousness, I mean there was plenty of stuff to do and to plan. But now, just about to leave the US, I'm getting nervous. And so does Torii as we both don't really know, what is about to come. The start goes totally wrong as we miss the early ferry to Coronado because Torii had slept too long. Hahaha, good start, ha? :) At 9:01 he shows up, the ferry left 60 seconds before. Ok, no worries, we are told that there is another ferry a bit further down the road that is about to leave in 20 Minutes. So we cycle along the pier and really make it before it leaves. Mary Anne is coming with us to the border to say good bye. And she also knows the way to get there. 
After almost 2 hours or riding we finally make it to the very ominous looking border crossing (picture 2). It wasn't even easy to get our bikes through it! We finally have to say good bye to Mary Anne. It has been a pleasure to ride with you the last 2 Month! Have a safe trip back home! :)
Just the two of us then continue our way through Tijuana. And I'm almost sure: if you put "Chaos" in a Lexicon, the picture of Tijuana will show up. Everywhere you hear loud music, see misleading streets, cars ignoring rules and trash around every corner (Pictures 3 and 4). Its really not easy to find our way out and after a short look on the map, we decide to skip the free road and try to make our way to the tollroad. Also that is not as easy as expected (not that I expected it to be easy) and after a highway crossing, some weird street routes we finally make it to the suburbs and find a hole in the fence to sneak through and push our bikes up on the tollroad (picture 5). In fact, bikes are not allowed on that road. We ignore the signs and enjoy the nice pavement and good shoulders. :)
Shortly before Rosarito our today's stage destination, Torii makes his first direct contact with the road, when he tries to get away from a "weirdly moving car" and hits my rear tire. Fortunately, he is fine, except some road burn on his skin. We are now really awake and try to avoid any dangerous situation.
Nevertheless, the next days will bring a different light on Mexican roads and traffic. The ride on Highway 1 is pretty nice, regarding the traffic. Usually a honking from an approaching car signals us, that we will be overtaken and everyone tries to give you as much space as possible. We wave back to say thank you and everyone is happy. In general I get the feeling, that everybody is smiling at us. So many people wave to signal, that they like what we are doing and car drivers passing us also wave and make us smile as well, even in the clims. :)
Our route leads us along Highway 1 all the way down passing Rosarito, Ensenada, San Vicente and San Quintin. As we are still close to the US, the bigger cities look quite touristic but the more we get away from Tijuana, the more we dive in into real Mexican culture. Instead of buying food in the supermarkets, we now stop at Loncherias and eat the greasy but good tasting Mexican food such as Tacos, Tomales or Burritos (photo 16). For just a fraction of the price we would have spent in the US. Also the accomodation finding is very easy so far. We stay with Roberto (Rosarito), Juan and Diane (Ensenada) and Gabino and Lupita (San Quintin), all on warmshowers. We get useful tipps regarding our route and are beeing treated so well from everone. Muchisimas gracias a todos, lo agradecemos mucho!! From here on, there will be no warmshower host until La Paz. 
In San Vicente we have no place to stay as we get into town, but again, we try our luck. The church is in the middle of the little town and after a short conversation with Hectar a worker for the church, the sisters welcome us in their community room. We are getting a coffee offered at the local anonmous alcoholics meeting and have a nice place to stay for the night. We even get breakfast the next morning and enjoy the celebrations for the Mexican national holiday with a big parade and music on the streets (pictures 17 - 20). Wow! I am reallz impressed by the generousity of the people. All the ignorant things that we had been hering before entering Mexico (ït's dangerous; don't go there, you will be mugged etc.) are so not true for everything that we saw so far and are more a creation of ignorant and even racist media coverage. Of course ou should have an eye on our stuff and be aware in certain situations, but so far we never felt unsafe or uncomfortable at all.
Tomorrow we will be able to enjoy the real desert for the first time. I say enjoy, because it's ment to rain the next 3 days, so we might be able to see a flourishing desert with all it's beauty. In this case I even don't care if it's raining all day long. :) Sooo loking forward....!

3 Kommentare:

  1. Ein Treffen der anonymen Alkoholiker, passt doch :D

    Gruß
    Florian

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  2. Sensationelle Fotos, sehr schöne Beschreibung! Unglaublich!

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  3. Hey Mateo.. deine Erzählungen reissen mich mit und ich fühle mich durch deine Worte als eine Teil der Reise.. klingt kitschig, ist aber so. in diesem Sinne Radl' und Radler heil
    deine Jenny

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