07.12.2013

Day 94 – 4,174 km - Playa Ligüí

 Leuchtendes Meer und einfache Freiheit


Auf unserem Weg aus Santa Rosalía rollen wir entlang der Küste nach Mulegé. Dort füllen wir noch einmal alles auf, was wir für die nächsten Tage entlang der Bahia de Constitución brauchen: 25 Liter Wasser, dazu Tequila und Tecate (Bier). Ja, ok: auch Tortillas und einfaches Essen ist im Gepäck. ;-)

Eigentlich wollten wir an der Playa Santispac bleiben – doch dort ist es touristisch überlaufen und voller Moskitos. Also ziehen wir weiter, bis wir an der Playa El Coyote landen - ein Glücksgriff. Am Abend sitzen wir mit Paul - den wir auf einer rasanten Abfahrt aufgegabelt haben - zu dritt am Strand, trinken Tequila, spielen Gitarre und reden über Gott und die Welt. Ich erzähle, dass mir in Kanada, damals in Whistler, jemand von Biolumineszenz berichtet hatte – leuchtendes Plankton. Und kaum habe ich es ausgesprochen, werfe ich einen Stein ins Wasser, und es beginnt wirklich zu leuchten. Das Meer funkelt wie ein Sternenhimmel. Wir springen hinein, schwimmen durch das Dunkel, und jede Bewegung zieht Lichtbahnen nach sich. Hollywood hätte es nicht besser schreiben können – aber genau so war es, ich schwöre.

Die Tage vergehen wie im Fluss. An der Playa Escondida schwimmen wir stundenlang in der Bucht, bis hinüber zu einer kleinen Insel. Dort klettere ich allein auf einen Hügel und halte eine persönliche Zeremonie zum Abschied für meinen Opa Franz. Am Abend liest mir Torii dann tatsächlich vor, dass diese Bucht zu den Hai-reichsten Gegenden von Baja Sur zählt – nicht unbedingt die Info, die man hören will, wenn man gerade den ganzen Tag im Wasser verbracht hat (und am nächsten Tag springe ich dort tatsächlich nicht mehr ins Wasser…)

Auch die Nächte bringen ihre eigenen Abenteuer. Weil es inzwischen so heiß ist, schlafe ich oft nur im Innenzelt, einem simplen Moskitonetz. Doch als ein Sturm aufzieht, bläst er es einfach davon. Mitten in der Nacht, in völliger Dunkelheit, muss ich es neu aufbauen. Und es bleibt nicht das Einzige, was schiefgeht: unterwegs, beim Strand-Hopping zwischen zwei wundervollen Sand-Stränden, reißt mir plötzlich das Schaltkabel. Zum Glück hat Torii ein Ersatzteil dabei – etwas kürzer, aber es reicht, um mit ein paar wenigen passenden Gängen weiterzufahren.

Es sind solche kleinen Widrigkeiten, die den Tagen ihre Würze geben – und die Abende umso schöner wirken lassen. Am Strand, am Feuer, mit Gitarre und Tequila im Kreis erzählt jeder seine Geschichten. Mit Torii, mit Paul, mit Fremden, die schnell zu Freunden werden. Manchmal geht es um Fluchten aus der alten Welt, manchmal um Träume, die noch vor uns liegen – und oft auch einfach um die kleinen Dinge des Tages. Wir kochen einfache Mahlzeiten aus Reis, Bohnen und Gemüse, sitzen unter dem Sternenhimmel und lassen uns treiben. Die Fragen, die uns beschäftigen, sind herrlich schlicht: Wann essen wir? Was essen wir? Wo ist es windgeschützt? Wo geht morgen die Sonne auf? Ich denke dabei immer wieder an ein Zitat aus einem Madsen-Song: „Die schönsten Dinge der Welt bekommt man ohne Geld.“

Und was macht eigentlich José Gabino? Auch er taucht in diesen Tagen wieder auf. Natürlich hat er in Ensenada Blanca einen Laden. Alle sind ganz aufgeregt, weil er mit einer großen Lieferung gebrauchter Gegenstände ankommt, die er am Folgetag dort verkaufen will. Und mitten in diesem Trubel schenkt er mir einfach einen großen Rucksack – genau das, was ich für den nächsten Abschnitt nach Mexiko-Stadt brauche. Er hätte ihn verkaufen können, doch er gibt ihn mir. Einfach so. Ein Geschenk, das mich sehr berührt. Muchas gracias!

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